Bali , September 2005

Ich bin gemein.
Erst gewinne ich dieses Kima-Camp beim Epicsurf Fotowettbewerb und dann erzähle ich Euch auch noch wie geil es war. Sorry.
Der Auftakt war erstmal Horror, leider.
Ich fühle mich nicht so wohl beim Fliegen und dann liefen nur Katastrophen-Filme. Der Typ neben mir wollte nach Taiwan, er hat da Familie, und erzählte dass mittags dort ein starker Taifun erwartet wird. Ich hatte die Bilder aus Amerika noch vor Augen und fragte mich, wie man dann da landen soll. Wir sollten morgens zwischenlanden. Keine Ahnung ob der Typ mich verarscht hat, jedenfalls gab es keinen Taifun und die Indonesischen Inseln glitzerten bald unter mir, komplett irreal, wie ein anderer Planet, ihr kennt alle diese Bilder von den Inseln mit den Palmen und dem Sand im grünen Meer, aber tatsächlich dort zu sein hat mich ziemlich beeindruckt. Es gibt es also doch, das Paradies. Und man kann sogar hinfliegen.
Am Flughafen wird man dann erst von Airport Left und Right begrüsst, man sieht sie vom Landefeld aus, Hallo schonmal, bis späer! Agus, der balinesische Guide vom Kima-Camp, war da um uns abzuholen und mit breitem Grinsen fragte er uns ob wir heute noch ins Wasser wollen. Dann diese ganzen Eindrücke Indonesiens, das Chaos und die Ruhe, die Gerüche nach Diesel und Gewürzen und Räucherzeug, die Bambus-Altare, orangene Tücher, steinerne Dämonenfratzen, karierte Schirme, Familien auf Scootern, Essen an der Strasse, Banyan-Trees, Reisfelder, die entspannten Gesichter der Balinesen im Kontrast zur Fahrweise, alles gleichzeitig und so völlig anders als Deutschland dass das Hirn überflutet wird bis man gar nichts mehr checkt.

Ein kurzer Surf direkt am Strand vorm Camp, ein erstes Nasi Goreng, die Müdigkeit, der Jetlag, ich wollte nur noch ins Bett und dann kam die Nachricht: es sind Bomben explodiert. Geschockt warteten wir auf weitere News, wo genau, wieviele, passiert noch mehr? Und doch kein Schlaf. Es ist so unfassbar. Wie kann jemand das diesen friedlichen Menschen dort antun? Aber wie soll man handeln? Abreisen? Der Flughafen schien mir keine gute Idee.
Entspannen im Camp
Entspannen im Camp
Dort wo das Camp ist, ist Kuta schon ruhiger, wer sollte dort eine Bombe legen, ich hab mich dort sicher gefühlt. Also hab ich mich von Touri-Nachtclubs oder McDonalds ferngehalten aber das ist eh nicht mein Ding. In den kleinen einheimischen Warungs zu essen fand ich interessanter. Und leckerer.
Die Stimmung blieb ein paar Tage gedrückt, vor allem abends wenn man vom Surfen zurückkam und dann lieber im Camp blieb, aber life goes on, und die Balinesen schienen am schnellsten drüber weg zu sein, also kehrten auch wir langsam auf „normal“ zurück.
Das neue Camp ist übrigens super. Ich weiss das - ich bin Architekt. Das Strohdach (bzw Palmblatt) ist traditionell gemacht aber die Räume und Materialien sind modern und klar durchgestylt. Coole Mischung. Kompliment an Ari und Anke. Natürlich gibt es auch herumlaufende Hähne und einen Minitempel auf dem Gelände und die Balinesen, die dort arbeiten sind alle sehr nett und entspannt. Super Basis also um alle Energie in den Surf zu stecken. Es gab jeden Tag 2-3 Touren zu den Spots, meistens eine Gruppe zu den Beachbreaks und eine zu den Riffen.

Der Strand von Kuta ist echt gut, super zum Lernen für meine Freundin, aber auch für Fortgeschrittene gute Wellen, teilweise Barrels...eigentlich könnte man sich die ganze Zeit nur am Kuta Beach vergnügen, aber es gibt ja noch Besseres...
Mein erstes Riff war Kuta Reef. Wir fuhren früh morgens los, so um 7.00 und dann mit dem Camp-Boot raus. Noch so ein Traum. Mit dem eigenen Boot zur Welle. Kein stundenlanges Herauskämpfen wie am Europas Stränden. Es war ziemlich voll, aber die Welle läuft auch die ganze Zeit, so dass man schon seine Rides bekommt. Es war schon Midtide und die Wellen hatten 4-6 Fuss also alles kein Grund zur Panik, und als ich meine erste Welle hatte habe ich endlich verstanden warum Reefbreaks so legendär sind. Da war es wieder, dieses Dauergrinsen das man hatte, als man die allererste Welle überhaupt gesurft ist. Und hier jetzt ein ganz neues Level an Wellenqualität für mich. Kuta Reef. Easy und doch so gut. Zur Abschiedssession war ich nochmal dort und ich hatte einen von diesen glücklichen Tagen, an dem die Wellen zu einem zu kommen scheinen.
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